Mit jedem neuen Update verbessert Google seinen Suchalgorithmus. Die meisten Erweiterungen in den vergangenen Jahren betrafen in erster Linie die Optimierung der Inhalte und das intelligente Lernen. So ist es auch mit dem „Multitask Unified Model“, das einen neuen Meilenstein beim Einsatz künstlicher Intelligenz beschreibt. Der Suchalgorithmus soll in Zukunft in der Lage sein, Content medienübergreifend zu verstehen. Neben den SEO Texten können dann auch Bilder, Video- und Audio-Dateien interpretiert werden.
Das neue Google MUM Update 2022 im Überblick
Google investiert aktuell sehr viel Energie darin, die Intention hinter einem Suchergebnis zu verstehen. Wer nach „Wasser“ sucht, könnte entweder Durst oder Fernweh haben. Genau das möchte Google verstehen und mit den richtigen Suchergebnissen belohnen. Mit dem MUM-Update ist die Suchmaschine dem Ziel, von der keywordbasierten zur semantischen Suche zu gelangen, ein ganzes Stück nähergekommen. Google kann die passenden Informationen jetzt in verschiedenen Formaten finden.
Was ändert sich mit MUM? Ein Beispiel
Im Briefkasten finden Sie eine Postkarte Ihres Nachbarn mit Meer und Palmen auf der Rückseite. Allerdings gibt es nirgendwo einen Hinweis darauf, wo sich dieses Paradies befindet. Kein Problem: Foto gemacht, bei Google hochgeladen und via Google Lens werden Ihnen konkrete Informationen zu dem Reiseziel der Malediven bereitgestellt. Sie werden also künftig mit Ihrer Suche nicht mehr ausschließlich auf Textdokumente stoßen, sondern auch Bilder vom türkisblauen Meer betrachten und dabei das Wellenrauschen im Hintergrund abspielen können.
Fließend Grenzen: Google reißt Sprachbarrieren ein
Wenn Sie an einem Standort in Deutschland eine deutschsprachige Suchanfrage eingegeben haben, dann haben Sie auch deutschsprachige Ergebnisse erhalten. MUM basiert nun nicht mehr auf einzelnen Worten, sondern auf der Semantik. Das einzelne Wort verliert im Gesamtzusammenhang seine Bedeutung.
Es ist eine Frage der Zeit, wann wir Suchergebnisse aus aller Welt erhalten, die in Echtzeit in die eigene Sprache übersetzt werden. Das ist Chance und Risiko zugleich. Wenn Sie als Webseitenbetreiber in deutscher Sprache das beste Ergebnis für eine Suchanfrage bereitstellen, können Sie theoretisch Besucher aus aller Welt auf Ihre Webseite ziehen. Das Gleiche funktioniert natürlich auch in entgegengesetzter Richtung.
Der Weg zum semantischen Algorithmus: Googles Innovationen der letzten Jahre
Den Grundstein auf dem Weg zur semantischen Suche legte Google bereits 2013 mit dem Hummingbird Update. Schon hier galten die Bemühungen dem besseren Verständnis der Suchanfragen. Sowohl der Inhalt der Frage als auch die dazu gefundenen Seiten sollten besser interpretiert werden könnten. Bis heute finden sich zahlreiche Meilensteine auf dem Weg dorthin, eine eingegebene Suchanfrage interpretieren zu können, um dazu die besten Ergebnisse auszuspielen.
Der Knowledge Graph als große Wissensdatenbank
Über den Knowledge Graphen, der 2012 gestartet ist, konnte Google erstmalig semantische Beziehungen zwischen Objekten herstellen. Auch in den sozialen Netzwerken werden diese Knowledge Graphen genutzt, um die Beziehungen zwischen den einzelnen Nutzern und Nutzerinnen auszuwerten. Wer weiß, dass Sabine und Gustav ein Paar sind, kann beiden zum Beispiel gezielte Werbung zum Valentinstag einblenden.
Kann Google nun also Entitäten interpretieren, wird auch das Verständnis für den Hintergrund einer Frage klarer. Wenn ich den neuesten Roman von Stephen King lesen möchte, muss ich nur Google fragen. Ein Klick auf das Buch führt mich direkt zum Händler und nach einem weiteren Klick landet es kurz darauf in meinem Briefkasten.
Was ist eine Entität?
Bei einer Entität handelt es sich um einen abstrakten oder konkreten Gegenstand, der einzigartig ist. Im Beispiel von David Garrett sind die Entitäten „Eltern“ seine Mutter und sein Vater.
Rank Brain 2015
Um Suchanfragen besser verstehen zu können, hat Google 2015 RankBrain eingeführt. Es war eine Innovation im Bereich „Query Processing“ – einem Vorgang zur Interpretation von Suchanfragen. Es handelte sich um ein selbstlernendes System, das vor allem mehrdeutige und komplexe Suchanfragen besser interpretieren konnte. Die Innovation gegenüber allen bisherigen Updates: MUM lernt dazu. Der Lernfaktor ist insbesondere bei erstmalig gestellten Suchanfragen sehr hoch. Auch Umgangssprache, Dialekte oder neue Wortschöpfungen sowie Spracheingaben können von RankBrain verarbeitet und interpretiert werden.
Natural Language Processing & BERT 2019
Die maschinelle Verarbeitung natürlicher Sprache ist das große Motto, unter dem Google in den vergangenen Jahren die Updates ausgerollt hat. Mit der NLP-Technologie soll menschliche Sprache maschinell ausgelesen, entschlüsselt und verstanden werden. Damit wird eine Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine geschafft – und ein starkes Werkzeug für die Suchmaschinen.
Im Dezember 2019 rollte Google das BERT Update in 70 Sprachen aus, das von Forschern der Google AI-Abteilung entwickelt wurde. Über das BERT-Modell konnte jetzt der Kontext eines Wortes berücksichtigt werden – ein Meilenstein im Verstehen von Suchanfragen.
Welchen Einfluss nimmt MUM auf die Google-Suche in der Zukunft?
Im Mai kündigte Google das MUM update als eine „1000 Mal leistungsstärkere Weiterentwicklung von BERT“ an. Beide Technologien basieren auf den Natural Language Processing, mit der die Suche semantischer und kontextbasierter wird.
MUM auf einen Blick:
- Tieferes Verständnis des weltweiten Wissens
- Einheitliches Sprachmodell für 75 Sprachen
- Interpretation verschiedener Medien (Text, Bilder, Audio, Video)
Vor dem MUM-Update hat Google für jede Sprache ein eigenes Sprachmodell trainiert. MUM verbessert jetzt durch ein einheitliches Sprachmodell die internationale Suche. Wenn Sie für eine Anfrage das beste Ergebnis liefern, können Sie leichter Besucher aus allen Teilen der Welt damit ansprechen.
Da Google nun auf alle Medien zugreifen kann, müssen Informationen perfekt aufbereitet und auf die Suchintention abgestimmt werden. Vor allem aber wird Google zum Experten darin, die Intention hinter einer Suchanfrage zu verstehen.
Ein Beispiel
Google selbst hat in der Ankündigung des MUM Updates ein sehr anschauliches Beispiel geliefert.
You’ve hiked Mt. Adams. Now you want to hike Mt. Fuji next fall, and you want to know what to do differently to prepare.
(Übersetzt: Sie haben Mt. Adams erwandert. Jetzt möchten Sie im nächsten Herbst auf den Fuji wandern und wissen, was Sie bei der Vorbereitung anders machen müssen.)
Vor MUM könnten Sie nur Antworten auf diese Fragen bekommen, wenn Sie eine Menge Eigenrecherchen betreiben. Sie müssten sich nach der Höhe der Berge erkundigen, nach der Durchschnittstemperatur im Herbst, nach dem Schwierigkeitsgrad der Wanderwege und nach passender Ausrüstung.
Durch das MUM Update erhalten Sie stattdessen eine Antwort, die von einem Wanderexperten stammen könnte. Die Suchmaschine ist in der Lage, nicht nur einzelne Wörter, sondern auch ihren Zusammenhang zu erkennen. Die ausgereifte Technologie macht es nun möglich, dass Sie von Google eine echte Expertenauskunft zu einem speziellen Thema bekommen. So erkennt Google zum Beispiel, dass es in der Region im Herbst oft regnet und empfiehlt entsprechende Regenausrüstung. Zudem erkennt Google anhand eines Bildes von Wanderschuhen, ob diese tatsächlich für eine Bergbesteigung geeignet sind.
Was bedeutet das MUM Update für Ihre SEO Texte?
Die erste relevante Änderung betrifft die SERPs (also die Ergebnisse in der organischen Suche). Auf der Search On’21 stellte Google unter anderem die Auswirkungen des MUM-Updates auf die organische Suche vor. Es wird drei neue Boxen geben, über die der Nutzer sein Suchergebnis noch spezifizieren kann.
things to know
In dieser Box werden zusätzlich Teilaspekte eines Themas aufgezählt. Nutzer können hier also noch spezifizieren, welcher Bereich eines Themas sie besonders interessiert.
Refine this Search
An dieser Stelle werden dem Nutzer Vorschläge unterbreitet, wie er seine Suche noch weiter verfeinern kann. Hier entstehen neue Inspirationen für die Suche.
Broaden this Search
An dieser Stelle soll die Intuition der Nutzer angesprochen werden. Daher ist es wichtig, die Seitentexte abwechslungsreich mit verschiedenen Medien zu gestalten.
Chancen für Ihre Website
Insbesondere über die „Refine this Search“ Box haben Sie jetzt die Chance, Antworten auf Longtail-Fragen zu liefern. Ähnlich wie schon für die Featured Snippets können Sie hier für alle Aspekte eines Themas eine kompakte Übersicht erschaffen, die es – mit guter Arbeit – in diese Box schafft.
Die Qualitätsoffensive
Zu den Boxen wird es in der organischen Suche eine „about this result“-Box geben. Hier stellt Google transparent die Quelle des Ergebnisses dar. Gezeigt wird, ob das Ergebnis zum Beispiel von Wikipedia stammt, wer der Website-Betreiber ist und ob eine sichere und verschlüsselte Verbindung hergestellt werden kann.
Chancen für Ihre Website
Diese Box ist das Ergebnis der Bestrebungen, die Google bereits mit der E-A-T Qualitätsoffensive ins Leben gerufen hat. Die Autorität und der Trust einer Webseite spielen also auch beim MUM Update eine tragende Rolle.
In Entitäten denken
Die klassische Keywordrecherche und die rein keywordbasierte Suche wird durch das MUM Update zukünftig der Vergangenheit angehören. Wer schon jetzt gute SEO Texte schreiben lassen möchte, der sollte nicht die Keyworddichte vorgeben, sondern nach Themen optimieren. Die Frage lautet nicht mehr „Welche Keywords sind für die geplante Seite wichtig“, sondern „Welche Themen interessieren einen Nutzer, der die folgende Suchanfrage eingibt?“.
Content als wichtigster Einflussfaktor beim MUM Update
Der Content auf einer Webseite wird weiterhin der wichtigste Einflussfaktor sein. Mit Texten, aber auch Bildern, Videos und Audioeinblendungen schaffen Sie Vertrauen und Autorität.
Je tiefer Sie mit Ihren Texten in ein Thema eintauchen, desto mehr kann Google seinen Expertenstatus zu einem Thema ausbauen.
Umso mehr gewinnen holistische Texte an Bedeutung, die kompakt alles Wissen zur Verfügung stellen, das für eine Thematik wichtig ist. Die Zeit, die vorher in eine aufwändige Keywordrecherche investiert wurde, wird jetzt besser genutzt, wenn nach den Perspektiven gesucht wird, aus denen ein Thema gedacht werden muss. Die klassische WDF/IDF-Analyse gewinnt in diesem Zusammenhang wieder an Bedeutung. Auch die Recherche nach W-Fragen bleibt unverzichtbar.
Inhalte entlang der Customer Journey ausrichten
Durch das komplexe Verständnis der Suchanfragen kann Google erkennen, an welcher Stelle der Customer Journey sich ein Nutzer aufhält. Daher ist es wichtig für Webseitenbetreiber, Content entlang dieser Customer Journey bereitzustellen. Sie sollten mit Ihren Texten immer alle Menschen abholen – abhängig davon, wo im Informationsprozess sie sich gerade befinden. Es sollte in den Texten so viele Touchpoints wie möglich geben.
Jemand der frisch in ein Thema einsteigt, hat andere Fragen als ein Besucher, der sich schon länger damit beschäftigt. Auf der Reise vom Anfänger zum Experten stellen gut rankende Webseiten die passenden Informationen bereit.
FAZIT: Webseiten für Google MUM optimieren
Das Google MUM Update stellt keinen kompletten Paradigmenwechsel dar. Es ist eine Weiterentwicklung aller Themen, die auch vorher schon relevant gewesen sind: Nutzerorientierung, Qualität und Vertrauenswürdigkeit der Inhalte, Ausrichtung der Seiteninhalte nach den Nutzerinteressen. Es bleibt also alles anders. Die gute Nachricht ist: Wenn Sie schon vorab Zeit und Ressourcen in die Optimierung Ihrer Webseite nach den neusten Standards der letzten Google-Updates investiert haben, dann haben Sie bereits beste Vorarbeit geleistet.
Was kann jetzt noch getan werden, um keine Positionen zu verlieren bzw. weitere Plätze gutzumachen? Die eigene Webseite kritisch nach den hier genannten Faktoren prüfen, Texte gegebenenfalls ausbauen oder neue SEO Texte nach den MUM Kriterien schreiben lassen.