Welche Auswirkungen hat das Gendern auf SEO-Texte?

Auswirkungen von Gendern und SEODas Thema Gendern ist heiß, kritisch und so manches Mal diskutiert bis zur Eskalationsgrenze. Dieser Beitrag unternimmt keinen weiteren Versuch, Einigkeit in dieser Frage herzustellen. Auch möchte ich als SEO-Texterin nur in Ansätzen meine persönliche Meinung zur Gendersprache kommunizieren. Vielmehr soll es um die Frage gehen, welchen Einfluss das Gendern auf die SEO-Qualität eines Textes hat und ob Sie damit eher Nutzen oder Schaden im Bereich der Suchmaschinenoptimierung anrichten.

Gendern oder nicht? Eine ganz persönliche Entscheidung

Die Frage, inwiefern das Thema einer inklusiven Sprache für das eigene Unternehmen relevant ist oder nicht, kann nur jeder selbst entscheiden. Der Verein der Deutschen Sprache rief mit dem Slogan „Schluss mit dem Gender-Unfug“ schon 2019 zum Widerstand auf. Auch das Goethe-Institut führt seit Langem eine Debatte darüber, „Wie Gender die Sprache werden darf?“. Das Institut würdigt den Versuch, Sprache inklusiv zu gestalten, sieht jedoch noch erhebliche Schwachstellen in der Umsetzung. So sei wohl aktuell nicht denkbar, Werke wie die Bibel oder einen Krimi in eine gendergerechte Sprache zu übersetzen.

Das soll an dieser Stelle aber auch gar nicht die Frage sein, denn am Ende sind die aufgeladenen Diskussionen um das Thema stark von den eigenen Ideologien eingefärbt. Schlussendlich muss jedes Unternehmen für sich die Entscheidung treffen, wie Kunden angesprochen werden. Wollen Sie Ihre Kunden mit „Du“ oder „Sie“ anreden? Wollen Sie gendern oder nicht? Es gibt kein richtig oder falsch und auch keinen Leitfaden, sondern muss eine individuelle Entscheidung bleiben.

Gendersprache ist Inklusion und Exklusion gleichzeitig

Auf den ersten Blick ist das Gendern in der Sprache ein Versuch, mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern aufzubauen. Auf den zweiten Blick ist das aber nicht die ganze Wahrheit, denn Personen, die sich nicht binär verorten lassen, werden aus meiner Sicht strenggenommen aus einer Gendersprache ausgeschlossen. Während es in einigen Texten wie beispielsweise Stellenanzeigen dafür bereits eine Lösung gibt (m/w/d), gibt es in Texten auf Webseiten noch keine sinnvolle Vorgehensweise, um 100 % Inklusion in der Sprache herzustellen.

Ein weiterer Aspekt: Gendersprache erschwert den Zugang zu Texten, insbesondere für beeinträchtigte Menschen, Analphabeten und Personen mit Migrationshintergrund. So wird aus der Inklusion auch zeitgleich eine Exklusion. Ein Dilemma.

Hinweis zum Gendern auf meiner eigenen Webseite

Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass ich mich als Texterin gegen eine Gendersprache auf Wortverkauf.de entschieden habe und weiterhin das generische Maskulin verwende. Meine Liebe zur Sprache und mein persönliches Sprachgefühl haben mich zu der Entscheidung geführt, dass gegenderte Sprache oft sehr formal wirkt und von den eigentlichen Inhalten ablenkt, vor allem aber den Lesefluss behindert. Daher vertraue ich darauf, dass alle Leser und Leserinnen, Kunden und Kundinnen sich trotzdem gleichermaßen angesprochen und gewertschätzt fühlen.

Wie gendert man richtig?

Es existieren verschiedene Varianten für das Gendern in der Schriftsprache. Im Wesentlichen haben sich die folgenden Varianten durchgesetzt:

  • Das Binnen-I: TexterInnen
  • Der Gender-Gap: Texter_innen
  • Das Gender-Sternchen: Texter*innen
  • Der Doppelpunkt: Texter:innen

Alternativ ist auch eine genderneutrale Sprache möglich, in der inklusive Schreibweisen vermieden werden. Auf der Seite geschicktgendern.de gibt es dafür zahlreiche Inspirationen.

Es existiert in Sachen Gendersprache noch keine Einheitlichkeit

Die Schaffung der künstlichen Konstrukte für eine inklusive Sprache ist noch sehr unbefriedigend. Dies erlebe ich auch immer wieder im Kontakt mit Kunden, die sich eine gendergerechte Ansprache wünschen, aber dann doch immer wieder auf Herausforderungen stoßen. Umstritten ist beispielsweise, ob Begriffe wie „Spezialisten“ oder auch „Kunden“ neutrale Formulierungen sind, die beide Geschlechter erfassen oder ebenfalls gegendert werden müssen.

Wie beeinflusst das Gendern in Texten die Suchmaschinenoptimierung?

Der Algorithmus der Suchmaschine baut auf dem aktuellen Suchverhalten der Nutzer auf. Es entspricht bislang noch der allgemeinen Gewohnheit, dass nach der männlichen Form gesucht wird.

Ein Beispiel:

Wenn ein Nutzer nach einem Handwerksbetrieb sucht, gibt er gewohnheitsmäßig „Klempner“ ein. Gleichzeitig wird es ihm in den meisten Fällen vollkommen egal sein, ob nun ein Klempner oder eine Klempnerin zum ihm nach Hause kommt.

männlicher Suchbegriff bei google
Die Suche nach dem generischen Maskulin „Klempner“ bei Google

Google Suche nach gegenderten Suchbegriffen

Die Screenshots aus dem Keyword-Recherche-Tool zeigen, dass das Suchvolumen für das generische Maskulin signifikant höher ist als für die weibliche Form. Selbige Ergebnisse erscheinen auch beim Blick auf die SERPs. Könnten wir uns eine Welt malen, würde Google erkennen, dass hinter „Klempner“, „Klempnerin“ und „Klempner:in“ exakt die gleiche Suchintention steckt.

Die Realität sieht allerdings so aus:

Wenn ich bei Google nach einer Klempnerin suche, dann werde ich sogar berichtigt und darauf hingewiesen, dass ich wohl doch eher einen Klempner suche.

Gendern erschwert aktuell die Suchmaschinenoptimierung einer Seite

Ein gutes Ranking wird aktuell durch das Gendern in der Sprache erschwert. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn eine Seite unter einem gegenderten Begriff prominent in den SERPs erscheinen soll.

„Gendern und SEO vertragen sich aktuell nicht gut. Gendergerechte Sprache liefert keine guten Ergebnisse in den Suchmaschinen.“

Das hat verschiedene Gründe.

  1. Das Binnen-I erkennt Google nicht als Großbuchstabe
    Die Google-Crawler erkennen, ob es sich um einen großen oder einen kleinen Buchstaben handelt. Technisch werden beide aber gleichbehandelt. Eine Form wie „TexterIn“ wird vom Crawler als „Texterin“ verarbeitet. Im schlimmsten Fall kann Google dadurch den wichtigen Suchbegriff „Texter“ aus SEO-Sicht nicht mehr richtig bewerten.
  2. Google ignoriert den Unterstrich
    Ein ähnliches Problem stellt sich beim Unterstrich dar. Die Form „Texter_in“ wird als „Texterin“ gelesen. Für SEO ist der Gender-Gap also ebenfalls ungeeignet.
  3. Gender-Begriffe mit Doppelpunkt sind eigene Keywords
    Analysen haben gezeigt, dass es bei der Auswertung von Texten mit dem Doppelpunkt “Texter:innen“ fast kurios wird, denn die Suchmaschine fasst die so zusammengezogenen Begriffe als eigenes Keyword auf.
  4. Gleiches Dilemma mit dem Gender-Sternchen
    Das Gendersternchen führt zu einem ähnlichen Dilemma wie der Doppelpunkt. Er werden vorrangig Treffer über das Gendern ausgegeben als über den Suchbegriff und seine Intention:seo probleme beim gendernStatt eine Liste mit erfahrenen Textern und Texterinnen angezeigt zu bekommen, muss ich einen Artikel über das richtige Gendern in der Sprache lesen. Das ist unbefriedigend

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Die Studie zum Gendern von SEO-Spezialist Malte Landwehr aus 2022

Der SEO-Spezialist Malte Landwehr hat Anfang 2022 eine spannende Studie durchgeführt und die Ergebnisse auf Facebook veröffentlicht. Er kam zu dem Ergebnis, dass Google generell ein Problem mit der geschlechtsspezifischen Ansprache hat. Zahnärztinnen, die sich auch als solche bezeichnen, schaffen es kaum auf die erste Seite. Durch das geringe Suchvolumen geht ihnen Traffic verloren. Sie haben demnach nur eine Chance in den SERPs, wenn sie sich als „Zahnarzt“ bezeichnen. Insbesondere bei Berufen entfallen laut der Studie 96 % der Suchanfragen auf die maskuline Form.

Was sagt Google selbst zum Erkennen der Gender-Sprache?

John Müller von Google hat sich im Search Central Webmaster Hangouts vom 10. Juni 2021 zu den Genderschreibweisen geäußert. Demnach reagiert Google noch immer abwartend auf die Entwicklung und habe noch nicht den Turbo gezündet. Auch der Podcast Serch Off The Recors unterstreicht diese Vorgehensweise. Stattdessen verweist Müller nur sehr vage auf den selbstlernenden Algorithmus.

Führt das Gendern in SEO-Texten zum Verlust von Sichtbarkeit?

Kurz gesagt: Ja! Denn die Suche nach einer „Texter:in“ beispielsweise wird als eigenes Keyword identifiziert mit entsprechend geringem Suchvolumen. Aus reiner SEO-Perspektive macht Gendern also nur dann Sinn, wenn ich tatsächlich auch exakt diese Suchbegriffe bedienen möchte.

Ein Gegenargument: Sollte sich die Gendersprache weiter durchsetzen, ist nicht auszuschließen, dass die genderte Sprache auch in der Google Suche weiter an Zuwachs gewinnt. In diesem Fall sind dann diejenigen ganz vorn, die bereits heute Gendersprache in ihren SEO-Texten verwenden.

Die Zeitschrift Webseite-Boosting hat provokant formuliert:

Wer ist schon bereit, die eigene Webseite zu deoptimieren und damit Umsatzeinbußen in Kauf zu nehmen?
[Webseite Boosting Nr. 76, „Gendern: Wahnsinn oder Sinn“, S. 23]

Bislang zeigen auch stichpunktartige Überprüfungen der Keyword-Tools, dass gegenderte Begriffe noch kein signifikantes Suchvolumen einbringen. Hinzu kommt der Aspekt, dass bislang noch ein Großteil der Menschen das Genderzeichen in der Sprache ablehnt. Das ergab eine repräsentative Umfrage von infratest-dimap. Nur etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung steht dieser Entwicklung aktuell positiv gegenüber. Wie sich diese Entwicklung fortsetzen wird, kann nur ein Blick in die Glaskugel zuverlässig zeigen.

Gendern führt nicht automatisch zum Verlust der Sichtbarkeit

Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, dass gegenderte Keywords Nachteile in den Rankings haben. Trotzdem muss es nicht per se nachteilig sein, eine gendergerechte Sprache auf der eigenen Seite zu verwenden. Es ist dann kein Problem, wenn die gegenderten Begriffe keine Suchbegriffe sind. So verwenden große Portale wie Immoscout oder auch idealo.de eine gegenderte Sprache, bei der jedoch kaum Begriffe eine Relevanz für die jeweiligen Keywords der Seite haben.

Tipps für das Gendern in SEO-Texten

Derzeit gibt es noch keine eierlegende Wollmilchsau, die einen Weg durch das Dickicht der Gendersprache geschlagen hat. Anbei habe ich trotzdem einige Tipps zusammengestellt, die Sie beim SEO-konformen Gendern beachten können.

  1. Ansprache vermeiden
    Es ist möglich, eine direkte Benennung der Kund:innen zu vermeiden, ohne doe Sprache allzu sehr zu verbiegen.
  2. Doppelform verwenden
    Sollten Sie die Ansprache nicht umgehen können, verwenden Sie am besten die Doppelform: Kundinnen und Kunden.
  3. Keyword nicht gendern
    Wer eine SEO-Strategie verfolgt, sollte wichtige Keywords nicht gendern.

Nur der Ordnung halber: Natürlich existieren einige Tricks, um in den Texten zu gendern und Google gleichzeitig das generische Maskulin vorzugaukeln – Stichwort: Black Hat SEO. Davon ist nur abzuraten, denn die Folge ist früher oder später die Löschung der Seite aus dem Index.

Fazit: Schadet das Gendern nun der Auffindbarkeit meiner Seite bei Google?

Gegenderte Keywords werden von Google als eigenständige Suchbegriffe erfasst und haben ein entsprechend geringes Suchvolumen. Allerdings gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen der allgemeinen Verwendung der Gendersprache auf der eigenen Webseite und gegenderten Suchbegriffen. Wer aus Überzeugung gendern möchte, hat demnach nicht per se einen Nachteil. Sie sollten nur darauf achten, dass Ihre wesentlichen Keywords das nötige Suchvolumen haben – und das erreichen Sie aktuell im Jahr 2022 nur ohne gender-Sternchen, Genderstrich und Gender-Großbuchstaben. Bei relevanten Suchbegriffen ist das generische Maskulin aus SEO-Sicht immer noch der beste Weg, um über die Suchmaschine gut gefunden zu werden.