Als Texterin werde ich schon seit über 10 Jahren mit dem Thema der automatisierten Texterstellung konfrontiert. Mit dem Aufkommen der WDF*IDF-Optimierung wurden parallel erste Tools entwickelt, die Textbausteine mit den erforderlichen Termen generierten. Das Ergebnis waren grammatikalische und inhaltliche Vollkatastrophen.
Bis heute ist das Thema, Texte automatisch schreiben zu lassen, nicht vom Tisch. Ganz im Gegenteil sprießen Tools für die KI-Texterstellung aus dem Boden, die größeren Webseitenbetreibern gegen eine monatliche Pauschale massenhaft Content versprechen. In einem Google Hangout hat John Müller klar Stellung bezogen, dass diese automatisch generierter Content gegen die Richtlinien verstößt.
KI-generierte Inhalte stehen auf der Blacklist des Webspam-Teams
Werden automatisiert erstellte Texte abgestraft oder nicht? Google-Manager John Müller gibt Antworten auf diese Frage. Im Google SEO Hangout wird ab Minute 23 klar, dass die automatisierte Texterstellung nichts an den Google-Richtlinien ändert.
„If you’re using machine-learning tools to generate your content, it’s essentially the same as if you’re just, shuffling words around or looking up for synonyms oder doing kind of the translation tricks that people use to do.“
Er führt im Folgenden aus, dass sich zwar die Qualität Texte mit den KI-Tools verbessert habe, aber es bleibe weiterhin automatisch generierter Content. Das wiederum ist ein Verstoß gegen die Webmaster Guidelines.
„We would consider that to be spam.“
Eine klare Aussage, die für einiges Herzklopfen bei den Toolbetreibern sorgen dürfte. Wenn Unternehmen über eine automatisierte Texterstellung massenhaft Texte produzieren, um in den Suchergebnissen nach vorne zu kommen, steckt eine manipulative Absicht dahinter. Punkt.
Kann Google KI-generierten Content erkennen?
Diese Frage beantwortet John Müller ebenfalls deutlich. Es ist wie in vielen Bereichen ein Katz- und Maus-Spiel. Automatisierte Texte werden entweder erkannt oder nicht. Wer dieses Risiko eingeht, der riskiert eine Abstrafung und im schlimmsten Fall die Verbannung der Seite aus der organischen Suche.
Müller prophezeit, dass Google aus der automatisierten Texterstellung anhand einzelner Verstöße lernen wird. Zunächst wird es nur manuelle Abstrafungen geben, bis die Suchmaschine einen breiteren Algorithmus entwickelt, um KI-generierten Content im größeren Stil zu identifizieren.
KI-Systeme können eine Basis für die Texterstellung sein
Ist das nun der Untergang für KI-Textttools? Nicht zwangsläufig. John Müller benennt im Hangout einen wichtigen Aspekt, der beispielsweise auch im Bereich der Übersetzungen greift.
„Over the time, maybe this is something that will evolve. In that it will become more of a tool for people […] but you still, essentially work through it manually.“
Wenn ich es mir als Texterin mit über 10 Jahren Erfahrung in der SEO Texterstellung erlauben darf, dann stimme ich zu 100 % mit dieser Aussage überein. Der Google Translator wird aus meiner Sicht niemals einen professionellen Übersetzer ersetzen können. KI-Texttools dienen ebenso wie Keywordtools und andere technische Hilfen als Inspiration für die Texterstellung, werden aber niemals die Feinheiten der Sprache so beherrschen, wie ein SEO Texter.
So funktioniert die Software zur automatisierten Texterstellung
Der Begriff der „Automatisierten Texterstellung“ suggeriert, dass der Content per Knopfdruck einfach aus dem System ausgespuckt wird. Je nach Textgattung kann aber bereits die Vorarbeit zeitaufwändig sein. Um einen Produkttext automatisch erstellen zu lassen, müssen zunächst sämtliche Daten eingepflegt werden. Aus den Informationen zur Größe, den Materialien und Farben wird ein Text zusammengewürfelt. Es sind weitere Einstellungen zu den Keywords, der Textlänge, der Sprachqualität möglich. Je besser die Datenbank gepflegt wird, desto besser ist am Ende auch die Qualität des Textes.
Wie ist denn nun die Zukunft der Automatisierten Texterstellung?
Ein kleines Gedankenexperiment. Perspektivisch werden sich eine Handvoll KI-Systeme durchsetzen. Wettbewerber werden demnach schlussendlich auf dieselben Systeme zurückgreifen, um Texte für das konkurrierende Keyword schreiben zu lassen. Wenn aber alle auf dieselbe Technik setzen, hat niemand mehr einen Vorteil.
Die automatisierte Texterstellung kann bei den folgenden Anwendungen sinnvoll sein:
- Informationstexte z.B. die Mitteilung der Lottozahlen
- Basis & Inspiration für die manuelle Texterstellung
Texte zu schreiben, ist und bleibt ein Handwerk. Ein Pilot kann auch den Autopiloten nutzen – schlussendlich sitzt aber immer ein Mensch im Cockpit, der in kritischen Situationen eingreift. Ärzte werden weiterhin persönlich am OP-Tisch stehen, auch wenn der Roboter bei der Herz-OP Präzisionsarbeit leistet. Und Texter werden weiterhin SEO Texte schreiben, auch wenn sie sich gerne Unterstützung von digitalen Tools bei der Textkreation holen.
Automatische Textgenerierung im E-Commerce
Bei meiner Recherche zum Thema Content und künstliche Intelligenz bin ich mehrfach auf den Hinweis gestoßen, dass KI-generierter Content sich wunderbar zum Befüllen von Onlineshops eignet. Mit Verlaub: Es gibt kaum einen Anwendungsbereich, der noch weniger geeignet für die automatisierte Erstellung von Texten ist. Onlineshop-Texte verkaufen durch Emotion und dem Entfachen einer Leidenschaft für ein Produkt und nicht durch aneinandergereihte Produkteigenschaften.
Auf ein Wort: Gute Texte sind mehr als die Einhaltung von Grammatikregeln
Die Gedanken zur automatisierten Texterstellung laufen am Ende immer auf die gleiche Frage hinaus: Was ist ein guter Text, den sowohl Menschen als auch Suchmaschinen als lesenswert empfinden? Ein guter Text ist mehr als die Einhaltung von Grammatikregeln, eine gute Strukturierung und die Integration von Keywords an der vermeintlich richtigen Stelle.
Der wirkliche Mehrwert eines guten Textes besteht darin, den Leser nicht nur zu informieren, sondern ihn zu fesseln. Ob Webshops, Homepage-Texte, Landingpages: Jeder Text braucht diesen Moment des Innehaltens, der neugierig macht, Emotionen weckt und in Erinnerung bleibt. Dafür braucht es einen individuellen Schreibstil, eine menschliche Hand und oft auch eine Prise Humor, mit denen ich als Texterin ganz persönlich am liebsten meine SEO-Texte würze. Ich bleibe weiter neugierig und offen für alles, was sich in der Content-Welt bewegt. Stand heute trinke ich meinen Kaffee vor meinem Bildschirm in entspannter Haltung und nehme KI-Tools für die automatisierte Texterstellung als Inspirationsquelle und nicht als Bedrohung wahr.