Was ein Rostocker Straßenmusiker mit dem perfekten (Werbe)Text zu tun hat

Man kann unseren Spielmannopa ohne zu googlen (dabei findet man heraus, dass er mittlerweile 94 Jahre alt ist) als lokale Berühmtheit bezeichnen. Generationen von Studenten haben ihn schon während der Vorlesung durch die undichten Fenster des Uni-Gebäudes spielen gehört. Fragt man aber, wer der Mann eigentlich ist, wie er heißt, wo er herkommt, ob er Familie hat und warum er Tag für Tag in der Kröpeliner Straße oder an der Warnemünder Mole steht und selbst bei schlechtem Wetter spielt, werden eifrig Smartphones gezückt. Auf Wikipedia kann man es nachlesen. Wissen tut man es nicht.

Durch die Seemannsmütze drückt er seine Verbundenheit mit seiner maritimen Heimat aus; Seemann ist er nie gewesen. Und so ist auch er:

Der perfekte Text

Eine der häufigsten Fragen meiner Kunden lautet:

Muss ich Ihren Namen unter die Veröffentlichung meines Blog-, Homepage- oder Werbetextes setzten?

Antwort 1 (mit Erklärung)

So wie die Musik ganz unabhängig von dem Namen unseres Spielmannopas Generationen von Rostockern, Urlaubern und Besuchern verzaubert, so sollte auch ein Text losgelöst von der Person des Texters funktionieren. Ein Autor legt immer etwas von seinen Wurzeln in einen Text, ein kleiner Akzent, ein regional gefärbtes Wort – aber nach der Fertigstellung nabelt er sich ab. 

Was der Autor uns über einen Text sagen will, ist, dass er uns ganz und gar nichts sagen will. Der perfekte Text erklärt sich selbst, ohne dass die Biografie des Autors zurate gezogen werden muss. Texte, die lebenslang an den Namen des Texters gebunden sind, kann man ein bisschen mit Muttersöhnchen vergleichen, die sich nicht abnabeln können. Sie zählen nicht zu den begehrtesten Junggesellen.

Antwort 2 (ohne Erklärung)

Nein!

Egal, ob Text oder Musik oder Ausdruckstanz: Wichtig ist, was ein Text oder ein Lied oder ein Tanz bewegt.
Ein Flyertext soll Kunden dazu bewegen, Interesse an einem Unternehmen zu bekommen.
Ein Homepage-Text soll Menschen zum Weiterklicken bewegen.
Ein Werbetext soll Menschen zum Lachen bringen, weil Lachen verbindet und zwar Unternehmen mit Ihren potenziellen Kunden.

Und wenn Sie nun doch einmal Wikipedia aufschlagen und nach dem Spielmannopa suchen, werden Sie erfahren, dass er Michael Tryanowki heißt, am 12. Dezember 1919 geboren ist und sogar schon mit dem Zirkus Probst unterwegs war. Was man hier nicht erfährt, ist, warum er auch bei Regen spielt und dann, wenn es kalt ist. Das muss man ihn persönlich fragen. Dann wird er mit einem Lächeln antworten: „Nach dem Krieg ist nichts mehr so schlimm.“

Katrin Winkler