Wie schnell fährt eigentlich ein rotes Auto? Der neue Such-Algorithmus Hummingbird im Praxistest

In den Anfangszeiten war das Indexierungsverhalten von Google vergleichbar mit dem eines durstigen Fremdsprachlers in Deutschland, der einen lieben Kellner nach dem Kartenangebot fragt. Aus seinen rudimentären Sprachkenntnissen heraus versteht er %6/$“%&$& Bier )(/:,)/=& /(%4“?„*schnell%&$§ )8/6 XX kalt. Der Reisende vertraut seinen Sprachkenntnissen und nickt: Si! – in dem Glauben, nun sehr schnell ein kaltes Bier auf den Tisch gestellt zu bekommen. Hätte er den ganzen Satz verstanden, hätte er wohl schnellstmöglich die Beine in die Hand genommen.

Bei den Anonymen Alkoholikern gibt es kein Bier, du solltest schnell die Beine in die Hand nehmen, sonst machen wir dich kalt.

Will sagen: Google sorgte in den Anfangszeiten für ebensolche Missverständnisse. Es war quasi möglich, das Ranking durch Keyword-Spamming bewusst zu manipulieren, einen Text über Glühwein zu schreiben, hier einfach 20 Mal das Wort Bier unterzubringen und schon waren die Suchergebnisse in Richtung des Hopfengetränkes verschoben.
Mit Hummingbird hat Google nun Techniken entwickelt, Keywords in ihrem thematischen Zusammenhang zu verstehen.

Suchanfragen werden komplexer – die Antworten auch

Im Jahr 2013 googlet man nicht mehr „Texte“ oder „Schreiben“ sondern beispielsweise „Texte von Wortverkauf schreiben lassen“ (Hier geht es zur unverbindlichen Auftragsanfrage 🙂 ) Suchende treten mit Google in einen Dialog – die Suchmaschine ist höflich und möchte präzise antworten. Schließlich ärgert sich jeder von uns, wenn man auf die dritte Eingabe bei der Krankenkasse die immer gleiche standardisierte Antwort bekommt. (#Was Krankenkassen von Suchmaschinen lernen können)

Ziel Hummingbird: Relevante Ergebnisse liefern
Herausforderungen an den Texter; Texte schreiben, die relevant sind

Texte für Spracheingaben per Smartphone

Beim Schreiben von Texten muss zunehmend auch darauf geachtet werden, wie Nutzer eigentlich Suchanfragen über das Smartphone gestalten. Hier werden nicht mehr einzelne Begriffe auf das Touchscreen getippt, sondern längere Suchanfragen über die Spracheingabe gestellt. Entsprechend detailliert müssen Texte diese Suchanfragen bedienen können. Hummingbird versucht, Phrasen zu erkennen und Konzepte in langen Suchanfragen zu verstehen. Der Weg führt also zukünftig weg vom Keyword Maching in Richtung echter, lesenswerter, relevanter, ästhetischer Inhalte. Ich freue mich!

Texte schreiben nach Hummingbird

Texte, deren Inhalte und Begrifflichkeiten in keinem semantischen Zusammenhang stehen, werden es künftig schwer haben mit dem Ranking. Die Idee dahinter: Man kann keinen Text über Kredite schreiben, ohne die Worte Bank oder Konto zu verwenden. Daher wertet die Suchmaschine Texte ab, bei denen solche inhaltlichen Zusammenhänge fehlen.
Des Weiteren ranken längere Texte wie eigentlich auch schon in der Vergangenheit besser als Kürzere. Google geht davon aus, dass man ein Thema in 54 Wörtern nicht ausschöpfend behandeln kann.

Kleine Seiten haben durch die Bedienung von Nischenbegriffen zukünftig bessere Chancen, prominent gelistet zu werden. Statt ‚Maler Berlin‘ können kleine Firmen jetzt mit ‚Dachschräge streichen lassen‘ durch gezielter ausgerichtete Inhalte besser von potenziellen Kunden wahrgenommen werden.

Hummingbird im Praxistest: Wie schnell fährt eigentlich ein rotes Auto?

Google liefert mir also zukünftig auf meine Fragen des Lebens die richtige Antwort. Probieren wir das einmal aus.

„Wie schnell fährt ein rotes Auto?“

Wer diese Frage aktuell in die Suchmaske eingibt, erhält sofort eine ganze Ergebnisseite mit Homepages, die vor Blitzern warnen. Tatsache: Google denkt mit. Die Antwort der Suchmaschine auf diese Frage lautet: Es ist nicht relevant, wie schnell ein rotes Auto fährt, sondern sich beim Fahren nicht erwischen zu lassen!

Hummingbird hat den Praxistext bestanden!

Katrin Winkler